BreathQ® on Ice: Atem, Fokus, Euphorie und Kraft der Kälte
- Silke Hartmann
- 18. Jan.
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Apr.

Stell Dir vor, Du stehst barfuß am Rand eines eisigen Flusses, mitten in einem tiefverschneiten Tal im Riesengebirge, zusammen mit einer Gruppe Gleichgesinnter. Die Luft ist kalt, Dein Atem sichtbar. Einer nach dem anderen steigt ins Wasser, während die anderen still beobachten und mental unterstützen. Du hörst das kontrollierte Atmen derjenigen, die bereits eingetaucht sind. Die Anspannung in der Gruppe ist spürbar, aber auch eine tiefe Verbundenheit – jeder weiß, was auf Dich zukommt.
Jetzt bist Du an der Reihe. Dein Herz schlägt schneller, Dein Körper spannt sich an. Du setzt einen Fuß ins Wasser – ein Schock durchfährt Dich. Dein Verstand schreit: „Zu kalt! Raus hier!“ Doch dann atmest Du tief ein – und langsam aus. Du fokussierst Dich auf den Rhythmus Deiner Atmung. Zentimeter für Zentimeter tauchst Du tiefer ein, bis das eiskalte Wasser Dich umgibt. Dein Körper zittert, doch Du bleibst ruhig. Die Stimmen Deiner Gruppe klingen wie aus der Ferne: „Bleib dabei. Atme.“
Plötzlich geschieht etwas Magisches: Die anfängliche Panik weicht einer tiefen Ruhe. Dein Geist wird glasklar, Dein Körper passt sich an. Dein Herz schlägt kräftig, aber kontrolliert. Ein Gefühl der Euphorie durchströmt Dich. Die Kälte ist noch da, aber Du beherrschst sie – nicht umgekehrt. Die Welt um Dich herum verändert sich. Der Lärm des Alltags verstummt, die Zeit dehnt sich aus. Du nimmst das Wasser auf Deiner Haut intensiver wahr, spürst jede winzige Bewegung, jedes Zittern, das langsam nachlässt. Die Natur um Dich herum erscheint schärfer, die Farben intensiver, die Luft klarer. Dein Atem ist Dein Anker, der Dich in diesem Moment hält – tief ein, langsam aus. In der Stille der Kälte öffnet sich eine neue Dimension. Gedanken verschwinden, der Geist ist wach und präsent. Du fühlst Dich verbunden mit der Natur, mit Deinem Körper, mit dem Hier und Jetzt.
Nach zwei Minuten steigst Du heraus – voller Energie, mit klarem Geist und einem breiten Lächeln. Deine Gruppe klatscht und jubelt. Du hast es geschafft! Willkommen in der Welt von BreathQ® on Ice!
Die Wissenschaft hinter der Kälte
Eisbaden ist kein verrückter Trend, sondern eine bewährte Methode zur Stärkung von Geist und Körper. Studien zeigen, dass Kälte die Durchblutung verbessert, das Immunsystem ankurbelt und entzündungshemmend wirkt. Eine Untersuchung der Universität Oulu in Finnland ergab, dass regelmäßiges Eisbaden den Dopaminspiegel um bis zu 250 % erhöhen kann – was erklärt, warum sich viele Menschen nach einem Kältebad euphorisiert fühlen.
Eine weitere Studie aus den Niederlanden zeigt, dass Menschen, die regelmäßig Eisbäder nehmen, um 30 % weniger Krankheitstage haben als die Kontrollgruppe. Die Kälteexposition aktiviert das braune Fettgewebe, das den Körper effizienter wärmt und gleichzeitig den Stoffwechsel ankurbelt.
Geschichte des Eisbades
Die Tradition des Eisbades reicht weit zurück. Bereits in der Antike nutzten Griechen und Römer kalte Wasseranwendungen zur Regeneration und Gesundheitsförderung. Einer der ältesten Eisbadeclubs der Welt ist der Berliner Seals Club, der seit 1979 besteht. Noch extremer geht es bei den Eisschwimmweltmeisterschaften zu, die seit 2000 stattfinden und bei denen Athleten in eiskaltem Wasser Distanzen von bis zu einem Kilometer zurücklegen – ohne Neoprenanzug! Die 6. Eisschwimmweltmeisterschaften finden vom 13. bis 19. Januar 2025 in Molveno, Italien, statt. Die Wassertemperatur bei diesen Wettkämpfen liegt typischerweise unter 5°C, was den extremen Bedingungen des Eisschwimmens entspricht.
Wie kalt sollte ein Eisbad sein?
Damit Du die vollen körperlichen Vorteile spüren kannst, sollte die Wassertemperatur unter 14°C liegen. Es müssen also nicht die extremen einstelligen Ziffern nahe dem Gefrierpunkt sein, um die innere Kraft zu erwecken. Optimal sind ca. 5 Grad Celsius. Diese Kälte aktiviert besonders stark den sympathischen Nervensystem-Anteil, was zu einem verbesserten Fokus, einer gesteigerten Kältetoleranz und einer verbesserten Widerstandskraft gegen Stress führt.
Wie oft sollte man Eisbaden?
Regelmäßigkeit ist der Schlüssel. Viele Experten empfehlen, zwei- bis dreimal pro Woche für zwei bis fünf Minuten ins Eisbad zu gehen. Wichtig ist dabei, auf die Signale des eigenen Körpers zu hören und sich langsam an die Kälte zu gewöhnen. Wer täglich badet, sollte auf ausreichend Erholungsphasen achten.
Facts zu Atem, Fokus und Eis
Deine Atmung bestimmt Deine Kältetoleranz: Tiefe, kontrollierte Atemzüge helfen, den Schockmoment im Eis zu überwinden.
Zittern ist Dein Freund: Dein Körper zittert nicht, weil Du schwach bist, sondern weil er auf Hochtouren wärmt!
Kälte macht glücklich: Eisbaden führt zur Ausschüttung von Endorphinen – Du fühlst Dich euphorisiert und energiegeladen.
Zwei Minuten reichen aus: Mehr braucht es nicht, um die positiven Effekte des Eisbads zu erleben.
Bereit für Dein erstes Eisbad?

Mit der richtigen Atemtechnik kannst Du der Kälte trotzen und eine neue mentale Stärke entwickeln. In unseren BreathQ® on Ice Sessions zeigen wir Dir, wie Du mit bewusster Atmung Deine Grenzen verschiebst und nach nur zwei Minuten im Eis als eine stärkere Version Deiner selbst herauskommst.
Die richtige Vorbereitung und das Aufwärmen danach
Ein Eisbad ist keine spontane Aktion, sondern erfordert bewusste Vorbereitung und einen klaren Fokus. Vor dem Eintauchen solltest Du Dich mental darauf einstellen und durch gezielte Atemübungen dein Nervensystem beruhigen. Dynamische, aber nicht zu anstrengende Bewegungen helfen, Deinen Körper vorzubereiten, ohne ihn zu überhitzen. Es ist entscheidend, mit Ruhe und einer starken inneren Ausrichtung ins Wasser zu gehen – nicht kopflos, sondern kontrolliert.
Nach dem Eisbad beginnt die ebenso wichtige Phase des Aufwärmens. Dein Körper muss sich langsam und aus eigener Kraft erwärmen. Intensive externe Wärmequellen wie heiße Duschen oder Saunen sind direkt nach dem Bad keine gute Idee, da sie den sogenannten Afterdrop verstärken können. Der Afterdrop bezeichnet das Phänomen, dass die Körperkerntemperatur nach dem Verlassen des kalten Wassers weiter sinkt, da kaltes Blut aus den äußeren Gliedmaßen zurück zum Kern transportiert wird.
Um dies zu vermeiden, solltest Du Dich nach dem Eisbad durch Deine eigene Körperenergie langsam wieder aufwärmen – am besten im sogenannten Horse Stance, dem Pferdestand. Diese kraftvolle Haltung mit dem Ursprung aus der Kampfkunst wird in der Wim Hof Methode gezielt genutzt, um nach der Kälte wieder Wärme zu erzeugen. Dabei stehst Du schulterbreit tief mit gebeugten Knien und hältst den Rücken aufrecht. Durch tiefe Atmung und rotierende Armbewegungen, die besonders die Zwischenrippenmuskulatur aktivieren, wird die Durchblutung angeregt und Dein Körper von innen heraus erwärmt. Als Faustregel gilt: Halte den Horse Stance etwa doppelt so lange, wie Du im Eis warst.
Wenn Dir nach dem Anziehen noch kalt ist, bleibe in dynamischer Bewegung und trinke ein warmes - nicht heißes - Getränk. Zittern ist ein natürlicher Teil dieses Prozesses und hilft dem Körper, Wärme zu erzeugen. Dein erstes Eisbad solltest Du unbedingt unter Anleitung eines erfahrenen Trainers absolvieren, um sicherzugehen, dass Du die Technik korrekt anwendest und Deine Grenzen respektierst.
Sicherheitshinweise
Eisbaden ist nicht für jeden geeignet. Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck oder Atemwegserkrankungen sollten vorher unbedingt einen Arzt konsultieren. Auch Schwangere und Menschen mit Raynaud-Syndrom sollten vorsichtig sein. Zudem sollte man niemals allein ins Eisbad steigen – Sicherheit geht vor!
Lass Dich darauf ein – atme tief durch – und tauche ein in die Welt von BreathQ® on Ice!
Autorin: Kathrin Eugen, BreathQ® Coach, Wim Hof Method Instructor, YOGABODY® Breath Coach
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